Montag, 6. August 2012

die gelbe tonne, quell des häuslichen unfriedens

weil die gelbe tonne im mehrfamilienhaus immer wieder für ärger sorgt, sei sie nun an den pranger gestellt.

in frankfurt ist es besonders schlimm: meist des frühen morgens wird man bei der doch eher erniedrigenden aufgabe, den hausmüll zu entsorgen, von erna blockwart und ihrem mann aus dem badezimmerfenster spürbar beäugt. auf dass man auch ja die getrennten abfälle in die jeweils dafür vorgesehenen behältnisse geben möge. auf gar keinen fall schummeln (weil beispielsweis das für mülltüte_1 vorgesehe behältnis schon übervoll ist oder man einfach nur faul ist), denn das wird richtig teuer.

zur auswahl stehen

a) gelbe tonne (verpackungen. ausnahmen: papier, holz, glas, metall, pfandpflichtiger kunststoff, biologisch abbaubare verpackungen)
b) brauen tonne (grünabfälle. ausser essens- und tierreste und biologisch abbaubare verpackungen)
c) schwarze tonne (hausmüll. z.b. essensreste und alles andere ausser siehe oben und unten. keine batterien! oder glas. oder elektroschrott)
d) blaue tonne (papier, pappe, aber nur in reiner form, mischformen gehören in den hausmüll. oder in die gelbe tonne, jenachdem)
e) flaschencontainer (glas)

wenn nun im mehrfamilienhaus nur eine familie das system nicht checkt (oder zu faul ist oder anderweitig eine "fehlbefüllung" vornimmtä), wird das ganze haus in sippenhaft genommen. übelster umweltfrevel duldet keine unschuldigen mitbewohner. mitgehangen - mitgefangen.

in der ersten stufe wird noch mündlich, in der zweiten schriftlich moniert: "FEHLBEFÜLLUNG!" prangt es dann in blauen aufklebern von der tadeltonne. ab stufe 3 wird es dann ernst: die tonne wird nicht mehr geleert, kriegt einen weiteren bapperl in blau und stinkt dann erstmal vor sich hin. die bewohner sollten sich spätestens jetzt gedanken über müllvermeidung machen oder ein paar bezahlte überstunden einlegen, denn die verschmähte tonne muss nun kostenpflichtig "sonderentleert" werden. sondermüll halt. kein wunder, dass sich die hausgemeinschaft darüber schnell in die haare kriegt, denn auf die dauer wird sowas schnell teuer.

und so sitzen die blockwarte und bespitzeln einen oder alle beim müllentsorgen. wobei natürlich auch passanten den fein getrennten und sauberen müll "verunreinigen" können, denn die gelben tonnen sind in der regel frei zugänglich. also baut man kleine häuschen für die gelben tonnen. und schliesst sie ab.

und trotzdem gibt es jede woche rund 200 "störungen" im rahmen von "fehlbefüllungen", allein in frankfurt. da offensichtlich die bewohner der stadt zu blöde sind, das system zu verstehen, werden die gelben tonnen liegenschaftsweise wieder abgebaut. denn das nachträgliche trennen kostet mehr, als der "grüne punkt" durch die zwangsabgabe einnimmt. also übernimmt die stadtreinigung diesen müll, weshalb die müllgebühren weiter ansteigen.

ebenfalls preissteigernd wirkt der einsatz der privatwirtschaftliche "müllwehr", die einige stadtviertel hinsichtlich müllvandalismus bewacht (bezahlt von den abgaben der brüger).

geld kosten auch die vielen flyer, die hausverwaltungen drucken, um "aufzuklären" (diese gehören definitiv nicht in die gelbe tonne! sondern? na?).

der nächste schritt (stufe 4) wäre dann, ertappte misstäter in erziehungslager zu schicken, wo sie 2 wochen am fliessband müll sortieren lernen. das wiederum könnte die müllgebühren entlasten.

aber auch die politik, die dieses system umgesetzt (und wohl auch "erfunden") hat, fühlt sich auf den plan gerufen: es wird abhilfe angekündigt in form von (tadaaa!)... der "gelben tonne plus".

unklar ist, ob die "gelbe tonne plus" die "gelbe tonne" ablöst oder ergänzt. "für 5 unterschiedliche tonnen sehe ich keine akzeptanz" rudert denn auch der vorsitzende der müllentsorgung vorsichtshalber zurück.

ich bin jedenfalls froh, dass ich in hamburg lebe, dort gibt es eine tonne für papier und 2 tonnen für den rest...

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